Geschichte des sog Kapitänshauses


November 2021        

Geschichte des Hauses in Westgroßefehn,  Schrahörnstraße 41  (Kapitänshaus)

 

 

Zusammengestellt von Gebhard Siefken, „Geschichtswerkstatt / Fehnmuseum Eiland“

 

Im Brandkassenregister der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse beginnen die Aufzeichnungen mit dem Jahr 1768.

 

Unter der Nummer 100 wird ein Haus mit einem Einschätzungswert von 230 Reichsthaler (Rthlr.) eingetragen. Als Eigentümer wird Dirk Harmens (siehe OSB Timmel 1846) genannt.

 

Noch vor 1778 wird Jan Peters (Bus), Schuhmachermeister in Großefehn neuer Eigentümer dieser Besitzung.

 

Jan (Johann) Peters Bus hatte die Schwester von Dirk Harmens, Japen Harmens geheiratet. Aus der Ehe gingen gingen 5 Kinder hervor. (siehe OSB Ti. 780).

 

Die jüngste Tochter Hindertje Janssen Buss, geb. 27.07.1768 in Großefehn heiratete am 24.07.1787 in Timmel Thole Janssen Wiese.

 

1775 steigt der Wert des Hauses auf 250 Rthlr.

 

1778 wird das Brandkassenregister in Westende, Kirchspiel Timmel und Ostende, Kirchspiel Aurich-Oldendorf geteilt. Die Nr. 100 gehört jetzt zu Großefehn West Kirchspiel Timmel und bekommt die Nr. 22.

 

Situation der Bebauung um 1779 in Westgroßefehn

 

Auf der Karte vom Küster Onneken 1779 wird das Haus mit der Nr. 19 von Joh. Peters Bus und Jacob de Wal als Untermieter bewohnt.

 

In den folgenden Jahren steigt der Wert des Hauses mehrmals.

 

     1782 auf 300 Rthlr.

 

1789 auf 400 Rthlr.

1791 auf 500 Rthlr

 

An der Besitzerfolge ändert sich bis 1803 nichts. Johann Peters Bus stirbt 1789. Der Tod seiner Frau ist nicht bekannt.

 

Zeitraum 1803 – 1814

 

Nach 1803 wird das Haus von Thole Janssen Wiese übernommen. Er hat die jüngste Tochter Hindertje des vorherigen Besitzer Johann Peter Buss geheiratet.

 

Thole Janssen Wiese war Schiffskapitän, in der Franzosenzeit Tabaksfabrikant in Großefehn. Während seiner Zeit ist das Haus neu gebaut worden.

 

Schon 1804 steigt der Wert des Hauses auf 1500 Rthlr. und 1805 auf 3500 Rthlr.

 

Der Versicherungswert fällt allerdings 1809 auf 2000 Rthlr. zurück. Zu dieser Zeit hat das Haus den höchsten Versicherungswert in Großefehn-West, Kirchspiel Timmel.

 

Bis 1817 gibt es keine Veränderungen. 1817 wird eine Scheune mit einem Versicherungswert von 200 Rthlr. gebaut.

 

1823 gibt es in den Brandkassen eine neue Aufteilung. Die Akten werden jetzt in Westgroßefehn, Mittegroßefehn und Ostgroßefehn aufgeteilt.

 

Dadurch wird auch die Nr. 22 in Nr. 25 geändert.

 

1834 wird die Bezeichnung Haus in Haus und Scheune abgeändert. Der Wert bleibt bei 2000 Rthlr. Schon vorher war es mit Sicherheit ein Haus mit Scheune nach Bauart eines Ostfriesischen Bauernhauses, denn Jahrzehntelang wurde ein Bauerhaus, also Haus mit Scheune in den Brandkassenakten zumindest bis 1823 nur als Haus bezeichnet.

 

1840 steigt der Wert des Hauses mit Scheune auf 3000 Rthlr. Der Wert der

 

Scheune jetzt Nebenscheune wird auf 250 Rthlr. eingeschätzt. Die Nebenscheune wird allerdings 1844 abgebrochen.

 

Thole Janssen Wiese stirbt 1850.

 

Die Besitzung geht kurze Zeit später an Cashen Loets über.

 

Cashen (Cashien) Loets wird im Familienbuch Großefehn unter der Nr. 1619, bzw. Timmel Nr. 2727 genannt. Er war Kapitän und Kaufmann in Spetzerfehn. Geboren 21.02.1781 in Großefehn und am 10.06.1867 in Großefehn verstorben.

 

1852 wird wieder eine Nebenscheune gebaut mit einem Wert von 600 Rthlr.

 

Nach dem Tod von Cashen Loets wird sein Sohn Hinrich Loets, geb. 02.02.1826 in Großefehn, gestorben 17.05.1887 neuer Besitzer. Er war ledig.

 

1875 wird die Währung im Brandkassenregister von Rthlr. auf Mark umgestellt.

 

Die Einschätzung wird für Haus und Scheune von 3000 Rthlr. auf 9000 Mark und für die Nebenscheune auf 1800 Mark abgeändert.

 

1878 gibt es eine neue Nummerneinteilung. Die Hausnummer 25 wird Nr. 23.

 

1879 wird im Brandkassenregister bei der Nr. 23 noch 23a eingeführt.
Hier hat
Frerich Nannen Frerichs, Landwirt in Großefehn ein Backhaus gebaut. Als Wert werden 600 Mark genannt. Da Frerichs bei keinem anderen Gebäude in Westgroßefehn genannt wird, kann angenommen werden, das er zumindest seit 1869 das Anwesen gepachtet hatte, denn 1869 wird die Geburt eines Kindes im Familienbuch Großefehn Nr. 907, eingetragen. Er hat dann wohl eigenständig dieses Backhaus gebaut.
Er wird auch nach Erwerb durch Tönjes Cassens weiterhin Pächter gewesen sein.

 

1897 erwirbt Tönjes Janssen Cassens, Holzkaufmann, Landwirt und Gemeindevorsteher in Mittegroßefehn, das Anwesen mit der Nr. 23 und

 

1899 auch das Backhaus mit der Nr. 23 a.

 

1912 erwirbt Johann Schaa das Haus. Die Nebenscheune ist aus dem Register gestrichen.

 

Das Backhaus Nr. 23a geht erst später auf ihm über.

 

1926 wird Johann Schaa im Adressbuch des Landkreises Aurich als Landwirt bezeichnet.

 

1936 wird Johann Schaa als Besitzer von Nr. 23 genannt. Das Backhaus mit der Nr. 23a ist jetzt in Nr. 23 intgriert.

 

In den Adressbüchern von 1955 und 1961 wird unter der Nr. 23 Dina Schaa genannt.

 

Bei der Gemeindereform 1974 bekommt die Besitzung die neue Hausnr. Schrahörnstraße 41. Als Besitzerin ist weiterhin Dina Schaa genannt.

 

2015 ist Hermann Schmidt bzw. Alma Schmidt, geb. Schaa, Eigentümer/rin.

 

Nach jahrelangen Leerstand wurde das Haus 2020 verkauft.

 

Quellen:

  1. Register der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse

  2. Ortssippenbuch Timmel und Familienbuch Großefehn

  3. Straßen- und Häuserverzeichnisbuch der Gemeinde Großefehn

  4. Serie der Ostfriesenzeitung: Das Kapitänshaus

  5. Adressbücher des Landkreises Aurich 1926, 1955, 1961